Seit 2 Wochen ist in Sachsen das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes beim Einkaufen oder der Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs verpflichtend.
Seit knapp 2 Wochen nähe ich daheim in jeder freien Minute sogenannte Behelfsmasken aus Baumwollstoff und stelle sie der Nachbarschaft an unserem Gartenzaun, gegen eine freiwillige kleine Geldspende zur Unkostendeckung, zur Verfügung. Bisher habe ich dafür schon über 140 Masken fertig genäht, wovon 90% bereits einen dankbaren Abnehmer gefunden haben. Ein Ende scheint momentan nicht in Sicht zu sein.
Behelfsmasken am Gartenzaun – Warum?
Bereits seit mehreren Wochen nähen meine Nähfreundinnen von Dresden näht fleißig Behelfsmasken für Krankenhäuser, Pflegediensten, Physiotherapeuten oder andere Leute die die Masken im täglichen Arbeitsleben brauchen. Natürlich wird dabei auch noch an die eigene Familie und Verwandschaft gedacht.
Ich selber hatte am Anfang meine Probleme mit dieser Tatsache und war wie gelähmt. Nein, so was kann ich nicht nähen, auch wenn mein Schrank prall gefüllt mit verwendbaren Baumwollstoffen ist. Zu sehr drückte die Last von Arbeit, Kinderbetreuung und Haushalt in dieser Krisenzeit auf meinen Gedanken und blockierten mich. Wie um alles in der Welt soll ich denn nun noch Zeit finden, Behelfsmasken für andere zu nähen?
Doch irgendwann, es war vor knapp 3,5 Wochen setzte ich mich doch einmal an die Nähmaschine und nähte eine Maske. Der Auslöser dafür, nun doch mit dem Masken nähen zu beginnen, war die Tatsache, dass wir jetzt auf Arbeit Mundschutz tragen mussten und das es mittlerweile auch Kollegen gab, die sich daheim in Quarantäne befanden.
So probierte ich letztendlich das ein oder andere Schnittmuster aus, jedoch konnte mich keines so wirklich überzeugen.
Der Mundschutz bei mir auf Arbeit war eine medizinische OP-Masken mit Bindebändern und ihr Sitz über Mund und Nase überzeugte mich da viel mehr. Also schnitt ich daheim eine von mir benutzte Maske auseinander und nahm sie als Vorlage für mein Schnittmuster. Ein erster Test mit Baumwollstoff war auch sofort überzeugend und so war nun auch ich ins Masken-Näh-Universum eingetreten.
Nachbarschaftshilfe auf die andere Art
Natürlich überlegte ich, ob es zu dem Zeitpunkt noch sinnvoll wäre, ebenfalls Behelfsmasken für Krankenhäuser zu nähen oder lieber einen anderen Weg zu suchen, um sich in dieser Sache unterstützend zu zeigen. Immer wieder dachte ich dabei an die alten Leute in unserem Dorf und die Tatsache, dass sie ja bei einer möglichen Einführung einer Maskenpflicht ja erstmal nicht passendes da hätten.
Als dann die Maskenpflicht kam und ich zufällig am ersten Tag der Tragepflicht beim Apothekenbesuch mitbekam, wie viele Leute sich dort medizinischen Mundschutz für teuer Geld kauften, war mein Entschluss gepackt, dass da Abhilfe geschaffen werden musste.
Der Plan war da: Ich nähe Behelfsmasken für Jedermann und biete sie an unserem Gartenzaun, der zentral am Radweg im Dorf liegt, für die Leute an.
Das Masken nähen verstehe ich als Nachbarschaftshilfe und um dem kommenden Berg an Einmalmaskenmüll entgegenzuwirken. Immerhin ist eine Stoffmaske nachhaltiger in ihrer Verwendung, als eine Maske aus Papiervlies, welche nach allerspätestens 8 Stunden Tragezeit entsorgt werden muss.
Den Mann überzeugen vom Projekt
Als ich dem Mann letztlich davon erzählte, was ich geplant habe und wie ich es umsetzen möchte, hat der sich vermutlich gedacht, ich bin verrückt geworden. Trotzdem hat er mich von Beginn an unterstützt und meine Vorstellung von einer Wäscheleine am Gartenzaun für die Behelfsmasken umgesetzt. Außerdem verwandelte er für mich eine Metalldose in eine Spardose für mögliche Spenden für die Masken. Auch bindet er sich immer mehr mit ins Maskenprojekt ein und hat sich mittlerweile zum Koordinator ernannt. Ich nähe, bügel und suche Stoffe raus.
Behelfsmasken nähen im Akkord
So saß ich dann an meinen zwei freien Tagen in jeder verfügbaren Minute an der Nähmaschine und nähte die ersten Behelfsmasken. Immer unter dem Aspekt, dass die Kinder nicht vernachlässigt werden und Zeit mit ihnen und der Familie bleibt.
Als dann, nach nur einem Tag Vorarbeit, die ersten Masken am Gartenzaun hingen, ich mein Projekt auf Instagram und im WhatsApp-Status teilte, war die Resonanz darauf überwältigend. Es kam viel Lob und Anerkennung.
Auch am Gartenzaun fanden die ersten Masken ihre dankbaren Abnehmer. Es waren allerdings überraschenderweise Kinder und keine älteren Leute, die die ersten Masken mitnahmen und ein paar Münzen in unsere Spendendose warfen. Aber schnell sprach sich unser Gartenzaunprojekt herum und immer mehr Masken finden ihre Abnehmer.
Ich nutzte jetzt immer mehr meine freien Tage und Zeit um Masken zu nähen. Teilweise bis mitten in die Nacht hinein. Doch konnten wir, trotz der vielen Näherei, dem Bedarf nicht gerecht werden. So hatten wir jetzt auch schon einen Tag, letzten Montag, wo es keine Masken gab, da ich, neben Arbeit, Familie, Haushalt und Schlaf, nicht mit dem Nähen hinterher kam.
Mittlerweile ist die komplette freiwillige Maskennäherei aber so optimiert, dass alles hintereinander weg geht. So schneidet der Mann Stoffe zu und näht u.a. auch mal die erste Naht, während ich auf Arbeit bin. Auch das Verpacken der Masken in ihre Tüten, zusammen mit einem tollen Flyer von der lieben Regina, macht er nebenbei. Oft sitzen wir zur Zeit gemeinsam im Nähzimmer und unterhalten uns miteinander, während ich nähe. Manchmal kommt auch noch ein Kind dazu um zuzuschauen.
Ich habe schon scherzhaft gesagt, dass unser Projekt mit den Behelfsmasken am Gartenzaun, der ultimative Test für ein mögliches kleines Nebengewerbe ist. Immerhin müsste das mit meiner Arbeit, der Familie und Haus und Garten konform im Einklang sein. Das ist aber echt komplex, wie es sich bisher zeigt.
Wird für unsere Behelfsmasken gespendet?
Was spenden die Leute so für eine Maske?
Das werden wir manchmal gefragt. Die Antwort ist einfach: Viele Leute geben etwas. Der eine mehr, der andere weniger, ein paar Leute geben nichts. Ja so ist es.
Daran kann gut erkannt werden, wer Handarbeit schätzt und wer sich vermutlich nur denkt, er kann kostenfrei an eine Maske kommen.
Durch unsere akribische Dokumentation aller genähten Masken am Gartenzaun und der täglichen Leerung der Spendendose wenn die Leine leer ist, wissen wir genau, wie viel so täglich gegeben wird. Man sieht es auch an den Münzen und zum Teil Scheinen in der Dose. Denn nicht jeder nimmt sich nur eine Maske mit. Oft sind es auch gleich mal 2 oder mehr Behelfsmasken, die mitgenommen werden. Oder die Leute kommen wieder, um sich noch eine Maske zu holen.
Die Mehrheit der Leute spenden aber so viel für unsere Masken, dass die Unkosten an Material und Nebenkosten vielleicht gerade so gedeckt werden. Ob es am Ende reicht, sehen wir bei Beendigung unseres Projektes. Aber durch die Spenden ist es uns auch möglich neue Stoffe und Zubehör zu kaufen und das Projekt fortzuführen solange der Bedarf besteht. Mein Arbeitsaufwand bleibt ehrenamtlich.
Möchte jemand allerdings direkt eine größere Menge an Masken haben, dann sagen wir auch nicht unbedingt nein dazu, wenn es zeitlich umsetzbar ist. Doch wird dann ein fester Spendenbetrag fällig pro Maske.
Als Grenze haben wir uns erst einmal 1000 Masken gesetzt, ob wir die je erreichen werden, wird sich zeigen. Wir sind gespannt, wie lange es bis dahin sein wird.
Bis bald
euer Nähbienchen Bianca
Hui!
Da bist du ja wahnsinnig engagiert!
Ich habe auch einige genäht, aber nachdem die Familie versorgt ist, habe ich überhaupt keine Lust mehr auf die Maskennäherei.
Auch bin ich hin und her gerissen, wie ich es finde, dass jetzt wieder mal überwiegend Frauen umsonst arbeiten (und ggf. Sogar noch was drauf legen, um Material zu besorgen), um die Gesellschaft am Laufen zu halten.
Viele Grüße Christina
[…] genäht haben. Das die Gruppe insgesamt nun bei über 2000 ist, macht mich etwas sprachlos. Sogar Großprojekte, die es in die Tageszeitung geschafft haben, sind dort […]
[…] genäht haben. Das die Gruppe insgesamt nun bei über 2000 ist, macht mich etwas sprachlos. Sogar Großprojekte, die es in die Tageszeitung geschafft haben, sind dort […]