Heute nicht meine eigenen, sondern die von Bild-Kolummnist Peter Hahne. Geschrieben in der Kolumne „Gedanken zum Sonntag“ in der „Bild am Sonntag“ vom 17.01.2010.
„Über unsere tägliche Gier und das Elend der anderen“
“ Wenn wir nach einer Steigerungsform von „nichts“ suchen, in Haiti ist sie jetzt zu finden. Dieses geschundene Land und seine geplagte Bevölkerung stehen vor dem Nichts. „Wir haben viel zu wenig von allem“, sagt ein Arzt in die TV-Kameras, der ohne Strom und Wasser unter einem Zeltdach am Straßenrand Notoperationen ausführen muss.
„Wir haben nichts, worauf wir aufbauen können“, klagen Überlebende. Es fehlt erst recht das Wichtigste, was der Mensch zum Leben braucht: Wasser.
Und ich stehe ein paar Tausend Kilometer entfernt vor dem Getränkeregal im Supermarkt und sehe neben Bier, Cola und Säften Dutzende von Wassersorten aus aller Herren Länder, medium, still, classic, natur, mild . . .
Der letzte Mineralwasser-Test der Zeitschrift „Öko-Test“ präsentierte 149 Sorten, viele von weit her und lächerlich teuer. Und viele Menschen in Haiti haben keinen einzigen Tropfen zum Überleben, keinen! Natürlich ist der Großeltern-Spruch, der uns Kinder zum Aufessen ermahnte, Unsinn: „Iss deinen Teller leer, die Kinder in der Dritten Welt müssen hungern.“ Genauso wenig ist Haiti damit geholfen, wenn wir uns kein keimfrei abgefülltes Mineralwasser mehr leisten. Schlimm ist jedoch, dass wir bei allem, was wir uns gönnen können, noch so schrecklich unzufrieden und undankbar sind. Wir sind neidisch auf das, was andere besitzen und wollen immer mehr, obwohl wir alles haben. Während uns die Gier zerfrisst, haben andere nicht genug zum Überleben.
„Als ich jammern wollte, keine Schuhe zu haben, sah ich jemanden, der keine Füße hat“, rückt eine afrikanische Weisheit die Prioritäten zurecht. Sich darüber Gedanken zu machen, und dieses Denken zum Danken werden zu lassen, sollte der Schock über die Schreckensbilder aus der fernen Karibik mindestens in uns auslösen.Wir können mit Spenden helfen, klar. Vielleicht auch bei der nächsten Gehaltserhöhung, die ausbleibt, oder der Reise, die wir uns gerade mal nicht leisten können. „
Also liebe Leute, Blogger und Leser
So gehet in euch und denkt über diese Worte nach. Mich haben sie jedenfalls sehr nachdenklich gemacht, über das eigene Leben und das Glück hier in Deutschland zu sein, wo es doch friedlich und ruhig ist. In jeder Hinsicht.