Social Distancing – Worte, die wir in den letzten Tagen sehr oft zuhören bekommen haben. Bleibt zu Hause! – Es sollte unser aller Anliegen sein, gut und gesund durch diese Krisenzeit zu kommen.
Meine Mitautorin Ines hat ihre Gedanken dazu aufgeschrieben und möchte sie mit euch teilen.
An meine lieben Mitmenschen,
Seit Montag sind sie also Realität, die Corona-„Ferien“. Wobei „Ferien“ alles andere als zutreffend ist. Ja, das Wort ist fast schon blanker Hohn, wenn man bedenkt, was alles daran hängt. Der Alltag ist ausgehebelt und wir müssen uns neu finden in einer Wirklichkeit, in der vieles auf dem Spiel steht: Gesundheit und Leben unzähliger Menschen, aber auch Existenzen und Arbeitsplätze, nicht zuletzt auch ein großes Stück persönliche Freiheit. Es zeichnet sich ab, dass uns Corona mit alle seinen Begleiterscheinungen wohl länger und heftiger heimsucht, als wir es uns je hätten träumen lassen.
Viel tun können wir vermutlich nicht, um dem Virus zu entgehen, denn er ist sehr viel ansteckender als beispielsweise die saisonale Grippe. In kürzester Zeit kann ein einzelner Kranker hunderte Gesunde infizieren. Dazu reicht ein Husten oder Niesen, ein Griff nach der Halteschlaufe in der Bahn mit ungewaschenen Händen, ein Zusammenstecken von Köpfen in kurzer Distanz.
„Social Distancing“ bzw. das Meiden sozialer Kontakte ist somit quasi Pflichtprogramm. Denn in jeder Familie (auch in meiner) gibt es Menschen, die gefährdet sind und zur Risikogruppe gehören. Nicht immer sieht man es diesen Menschen an, dass sie durch das Virus stärker bedroht sind, denn nicht nur alte Leute können schwer erkranken. Auch junge Männer und Frauen, ja sogar Kinder und Babys sind nicht davor gefeit, einen schweren Verlauf der Krankheit Covid-19 zu bekommen. Im Ernstfall müssten diese Personen bei einer Infektion ins Krankenhaus.
Das macht mir ehrlich gesagt Angst. Stellt euch vor, ihr, eure Kinder, eure Eltern oder Großeltern müssten unter Umständen wochenlang beatmet und intensiv-medizinisch betreut werden. Und das in einem Gesundheitssystem, dass schon jetzt unter der aktuellen Last ächzt. Vielen Menschen wird es so ergehen, viele Menschen werden sterben, auch wenn es im Großen und Ganzen sicher auch Millionen symptomarmer Verläufe geben wird.
Fakt ist:
Es stehen Menschenleben auf dem Spiel. Die Lage ist ernst.
Wir alle sitzen jetzt in diesem Boot. Wir alle müssen etwas tun .Müssen unseren Beitrag leisten, um Schlimmeres zu verhindern.
Natürlich ist die Vermeidung einer Ansteckung äußerste schwer, allerdings hilft soziale Distanz ungemein, die Zeit bis es eventuell so weit ist zu strecken. Durch diese Verzögerung wird unser Gesundheitssystem entlastet, intensiv-medizinische Versorgung wird langfristig sichergestellt.
Klingt banal? So einfach soll das sein? Mehr müssen wir nicht tun?
Bleibt Zuhause!
Ja, so einfach ist es – so einfach und doch nicht leicht. Wer Kinder hat, wird mir da sicher ganz zustimmen.
Allerdings haben wir Erwachsenen in einer solchen Situation die Zügel in der Hand und sind keineswegs ohnmächtig und hilflos.
Wir können uns in der Regel gut anpassen.
Wissen, wie weit zwei Meter Abstand zwischen Personen in etwa sind.
Können uns meistens sehr gut regulieren und moderieren, können warten und Bedürfnisse aufschieben, Besorgungen und Wege im Vorfeld planen.
Wir können uns bewusst für eine gute Handhygiene entscheiden, uns zurückhalten, uns permanent ins Gesicht zu fassen.
Sind in der Lage unsere alltäglichen, freiwilligen Sozialkontakte zu koordinieren.
Gesunder Menschenverstand reicht hierfür aus.
Kinder hingegen sind dem nicht gewachsen. Sie sind der momentanen Lage ausgeliefert, verstehen das alles nicht oder nur in Ansätzen. Corona ist für sie noch stärker als für uns eine unsichtbare Bedrohung, die nun bewirkt, dass sich vieles ändert. Besonders sie brauchen in einer Zeit der Entwurzelung neben all den Risikopatienten unseren Schutz.
Wenn aber zum Beispiel nachmittags der Innenhof meines Viertels schier überquillt mit Eltern und Kindern, dann ist das in meinen Augen schlichtweg fahrlässig.
Ich bin sauer, ganz ehrlich.
Es wurden nicht umsonst Spielplätze gesperrt, Geschäfte geschlossen und öffentliche Räume für tabu erklärt. Wer meint, er müsse jetzt nicht zurückstecken, seine persönliche (Frei)zeitgestaltung ändern, oder auf etwas wie einen Spielplatzbesuch für seine Kinder, oder eine Wanderung in der Gruppe verzichten, der irrt. Jetzt auf Social Distancing zu pfeifen, grenzt in meinen Augen einfach nur an Unvernunft und Fahrlässigkeit.
Das Robert-Koch-Institut berichtet, dass die Infektion sowohl durch Husten und Niesen, aber auch über Schmierfilme über die Hände erfolgen kann. Keime fliegen bei einem Nieser bis zu 20 Meter weit – egal ob drinnen oder draußen. Der einzige Unterschied zwischen beiden Räumen ist die Dichte der Menschen, die sich darin befinden.
Versteht mich nicht falsch, ich bin mir dessen bewusst, wie Kinder mit „Hüttenkoller“ sind. Wie sehr sie leiden, wenn sie den ganzen Tag drin sind – eingepfercht in die heimischen 4 Wände. Ohne Auslastung durch Freunde, Schule, Kita, Sportverein etc.
Ich weiß, welche Belastung es für uns Eltern mitunter sein kann, Lehrer_innen, Erzieher_innen, Entertainer_innen, Spielgefährten, Beschützer und vieles mehr für unseren Nachwuchs sein zu müssen. Ganz „nebenbei“ soll auch noch das tägliche Leben weitergehen und gearbeitet werden. Vereinbarkeit sieht gänzlich anders aus.
Dennoch rechtfertigt das nicht, sich der Verantwortung für die Allgemeinheit zu entziehen und so zu tun, als ginge uns das alles persönlich nichts an. Diesen Egoismus braucht dieser Tage wirklich niemand!
Ich will nicht, dass ihr alle grundsätzlich drinnen bleibt, aber die Menschenansammlung wie bei uns im Innenhof zum Beispiel ist einfach nur problematisch. Versucht bitte bitte bitte so etwas zu vermeiden.
Nutzt eure Balkons, eure Gärten.
Streicht unbedingt Spielverabredungen eurer Kinder.
Geht Spazieren, fahrt in den Wald, wo es weitläufig ist, geht morgens raus statt am Nachmittag.
Denkt an die Gemeinschaft und handelt dementsprechend, sonst wird es bald Ausgangssperren geben, die die Regierung verhängt.
Ich weiß, es herrscht gerade eine besondere Situation, die uns viel abverlangt. In diesem Kontext brauche ich euch nicht sagen, dass es gerade jetzt auf gegenseitige Hilfe und Rücksichtnahme ankommt.
Ich hoffe, ihr schüttelt jetzt nicht genervt den Kopf, aber ich möchte nicht, dass ihr oder meine Familie oder sonst wer, in intensiv-medizische Pflege muss, weil der Spielplatzbesuch vorging.
Ich weiß, welche Belastung gerade auf uns allen liegt. Natürlich ist das kein schöner Zustand. Wir wollen alle das Beste für uns und unsere Kinder, aber wenn sich, wie bei mir, das gesamt Viertel jeden Tag, an dem sie Sonne schein, ab 15 Uhr im Innenhof trifft zum Spielen, ist keinem geholfen. Damit flachen wir die Kurve der Zuwachsraten des Coronavirus sicher nicht ab, im Gegenteil.
In diesem Sinne: Wascht eure Hände, umarmt eure Lieben und bleibt gesund!
Bleibt Zuhause!
Bis bald eure Ines